Renn-Wedeln auf flotten Pisten

Der Automobilslalomsport präsentiert sich als die Spielwiese für zahlreiche ausgefallene und mitunter auch einzigartige Fahrzeuge. Seit Anfang 2019 ist diese Sparte des Rennsports sogar – manche meinen: endlich – von der weltweit obersten Automobilbehörde, der FIA in Paris, als eigenständige Motorsportdisziplin (neben dem Rallyesport, der Rundstrecke, den Bergrennen, u.s.w.) hoch offiziell anerkannt.
In Österreich befindet sich der Autoslalomsport nun schon seit einigen Jahren auf einem echten Höhenflug. Starterzahlen von weit über 100 Lizenzfahrern (bei manchen Rennen sind es sogar an die 140 Teilnehmer und mehr) sind eher die Regel als die Ausnahme. In der Staatsmeisterschaft, die aktuell sechs Einzelveranstaltungen umfasst, befährt man zwei permanente Rennstrecken – und zwar den Wachauring bei Melk (ehemals Leru-Ring) und die Piste des „PS Racing-Centers“ in Greinbach bei Hartberg – sowie die beiden Varianten auf den äußerst selektiven und weitläufigen Asphaltbahnen des ÖAMTCFahrtechnikareals im niederösterreichischen Teesdorf. Die restlichen Läufe finden am Gelände der MAN-Werke im oberösterreichischen Steyr sowie im Industriegebiet von Linz-Pichling (Nähe Asten) statt.
Die Strecken – sie sind zwischen 1,2 und 2,6 Kilometer lang – erlauben mitunter Geschwindigkeiten von 130 bis 165 km/h, abhängig vom jeweiligen Fahrzeug. Mit den zahlreichen lizenzfreien Kleinslaloms der 1970er- und 80er-Jahre, die meistens auf irgendwelchen Großmarktparkplätzen oder ähnlichen Stätten ausgetragen wurden, sind diese Rennen in keinster Weise vergleichbar.

Die verschiedenen Klassen

Die „Austrian Motorsport-Federation“ des ÖAMTC (kurz: AMF, ehemals: OSK) schreibt die Slalom-Staatsmeisterschaft in insgesamt vier Divisionen aus: In der Division I (auch „Street“ genannt) starten Straßenautos, die amtlich zugelassen sein müssen und die – vor allem – mit normalen Serienreifen ausgestattet sind. Die Division II („Sport“) hingegen ist das Sammelbecken für leicht modifizierte Autos als auch für Gruppe N-Fahrzeuge.
Reifentechnisch ist hier die Verwendung von sogenannten Semi-Slicks gestattet. Die schnellsten Autos findet man schließlich in der Division III bei den „Race-Cars“. Hier starten weitestgehend frei getunte Tourenwagen, die allesamt über hohe Motorleistungen verfügen, extrem erleichtert sind und durchwegs auf profillosen Rennreifen daherkommen. Sequenzielle Getriebe, kurze Übersetzungen und Gewindefahrwerke gelten hier durchaus als „state of the art“. Als heiße Favoriten sieht man hier eine wahre Armada von Einser-Golfs und auch Renn-Käfer (allesamt mit je 250 PS unter der Haube) um den Tagessieg fahren.
Seit der Saison 2018 schließlich gibt es in der nationalen Automobilslalom- Staatsmeisterschaft auch noch die Division IV, in der historische Renntourenwagen (bis hin zum Baujahr 1990) startberechtigt sind. Diese Autos müssen vollinhaltlich dem Anhang „K“ und ihrem originalen Homologationsblatt entsprechen. In allen Divisionen werden die konkurrierenden Fahrzeuge außerdem noch in ihre entsprechenden Hubraumklassen eingeteilt.

Erich Hammerler 2019
Mr. SLK Erich Hammerler bestritt auch 2019 die österreichische Slalom ÖM in seinem Mercedes SLK 230 Kompressor, der Baureihe R170. Foto © Archiv Hammerler

Der ehemalige Ford-Escort Mk I-Pilot Erich Hammerler – mittlerweile jugendliche 65 Lenze alt – hat sich in diesem bunten Teilnehmerfeld während der letzten drei Jahre als fixer Bestandteil der Szene gut etabliert. Er bewegt seinen wohlbekannten yellowstonegelben Mercedes SLK R170 in der Klasse der 2WD-Fahrzeuge über 2000 ccm Hubraum.
Die beiden letzten Rennen der Saison 2019 musste Hammerler auslassen – trotzdem war für den Hecktriebsspezialisten aber noch der sechste Klassenplatz in der Staatsmeisterschaft erreichbar.

Dafür startete der ehemalige Rallycrosser und Bergrallycup-Champion aber außertourlich beim Finallauf zum „Autohaus Figl-Cup 2019“ auf der Kartbahn in Stetteldorf am Wagram, wo er sogleich die schnellste aller dort gefahrenen Mercedes-Zeiten markierte.
Ebenfalls flott unterwegs war der sich im Unruhestand befindliche Hauptschuloberlehrer und nunmehrige Film- und TV-Darsteller zuvor noch beim „Enzian-Slalom“ in Kopfstetten im Marchfeld (Nähe Orth/Donau), wo er unter neun Startern souverän den Klassensieg in der SLK-Sonderwertung einfahren konnte.

Ein motorsportliches Highlight im abgelaufenen Jahr stellte für den Leiter der „Mercedes SLK (R 170)-Freunde Wien“ aber sicher auch die erneute Teilnahme an der mittlerweile legendären Charityveranstaltung „Kinderrallye“ dar, die wie immer auf der nördlichsten permanenten Rennstrecke unseres Landes – der „Max Pucher Racing Arena“ in Fuglau (Nähe Horn) ausgetragen wurde.

Die Saison 2020

Hammerlers Motorsportprogramm in der neuen Saison 2020 sieht in erster Linie wieder den Start an der kompletten Slalom-ÖM vor. Desweiteren stehen auch die oben erwähnten Veranstaltungen „Enzian“-Slalom und die „Kinderrallye“ im Waldviertel bereits fix im Terminkalender.

All diese Aktivitäten sind aber nur realisierbar, weil Hammerler als Senior-Racer dabei auf die freundliche Unterstützung einiger rühriger Gönner zählen darf. Erwähnen möchte er dabei den niederösterreichischen Landesrat und Vizebürgermeister von Waidhofen/Thaya, Gottfried Waldhäusl („Wir leben Heimat“), als auch das Gasthaus „Bonka“ im Wienerwald (in 3413 Oberkirchbach) und „Reifen Seibold“ (in 1190 Wien) sowie die Firma MCC (Miedler Car-Competence) im waldviertlerischen Litschau.

Wer also die eingangs angesprochenen ausgefallenen Motorsportgeräte (wie etwa den wankelmotorbetriebenen Renn-Mazda RX7 oder viele weitere schnelle Fahrzeuge, wie etwa den Simca Rallye 3, Honda S 2000, Nissan 350 Z, Subaru Imprezza WRX, Mitsubishi Evo, Porsche 997 Turbo und 964 in Cupversion, die Ford-Modelle Escort Mk I und Mk II sowie Capri RS 2600, den Lancia Delta HF Integrale, die Lotus Elise oder eben den SLK R 170) und deren Lenker in Action beobachten möchte, ist bei freiem Eintritt herzlich eingeladen, einmal persönlich bei einem der Rennen vorbeizuschauen.
Los geht’s übrigens am Ostermontag, den 13. April am ÖAMTC-Fahrtechnikgelände in Teesdorf südlich von Wien …