Reise von Wien nach Barstow, Kalifornien.

Der erste Tag begann eher unspektakulär. Mit Austrian Airlines nonstop von Wien nach Los Angeles – 12 Stunden im Flieger die Zeit totschlagen. In Amerika angekommen suchten wir sofort den Transfer zur Autovermietung. Endlich ins amerikanische Lebensgefühl rein schnuppern! Wir hatten bei Alamo gebucht, also Ausschau halten nach dem Alamo-Bus, der direkt zur Autovermietung fährt und kostenlos ist. Nachdem der dritte Alamo-Bus endlich auch einen Platz für uns hatte ging es los. Den Bus pilotierte Rosie, eine recht ruppige, Kaugummi kauende Amerikanerin mit rauer Stimme. Und so fuhr sie auch den Bus, wir wurden ganz schön durchgeschüttelt. Aber wir konnten zum ersten Mal so richtig eintauchen, dem Highway entlang glotzen wir mit offenen Mündern aus dem Fenster des vollklimatisierten Busses.

Nach einigen Minuten Fahrt tauchte das Alamo-Logo am Horizont auf und es wurde glasklar: Unser Pony wartet schon auf uns.

Ausschließlich mit acht Zylinder

Bei der Autovermietung bekamen wir einen Ford Mustang VI. Sehr cool. Mit vier Zylinder und Turbo. Weniger cool …

Das geht garnicht. Zuhause hätte ich nichts einzuwenden gegen den 2,3l Ecoboost – der hat 310 PS, was meistens reicht. Aber wir waren in AMERIKA. Da fährt man einfach keinen Vierzylinder. Das schickt sich hier nicht. Hier fährt man V8, es muss böllern.

Und so bin ich nochmals rein gestampft in das Gebäude der Autovermietung und hab Mike, so hieß der freundliche Herr an der Theke klar gemacht, dass wir einen Mustang GT mit acht Zylinder wünschen, schließlich befände man sich ja in Amerika. Mike war Car Guy wie ich und er verstand mich sofort. Wir lachten herzlich und er fand es ziemlich cool. Mike war aber auch Geschäftsmann und so unterbreitete er mir mit einem freundlichen Lächeln, dass er noch einen GT da hat und wir den haben könnten – ich bräuchte nur meine Kreditkarte zu zücken und $ 700,- Aufpreis zahlen. Päähm!!!

Das erste Foto unsers Ponycars bei der Abholstation der Autovermietung Alamo in Los Angeles. Es sollte nicht das letzte Foto werden, dass wir von „unserem“ Mustang machen sollten. Für die nächsten zwei Wochen ist das UNSER Auto!

Wow, das saß. Mike schaute mich in Erwartung einer Antwort, mit wenig Ausdruck in der Mine an, als ich mich mit fragendem Blick zu meiner Freundin Kathi wandte. Diese Entscheidung konnte ich nicht alleine treffen. Schließlich wäre das die ungeplante Ausgabe einer sündhaft hohen Summe, wofür? Für einen besseren Sound? Für noch mehr amerikanisches Lebensgefühl? Für eine höhere Tankrechnung? 1.000 Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie kann ich ihr das schmackhaft machen? ICH WILL DEN V8!

Kathi schaut aufs Geld. Sie ist der sparsame, ja der vernünftige Teil unserer Beziehung, das würde also schwierig werden. Als sich unsere Blicke trafen brauchte sie kein Wort zu sagen – ich sah es in ihren leuchtenden Augen.
Ohne ein Mine zu verziehen zückte ich die VISA und sagte zu Mike in eingerostetem Englisch: „We take the GT please!“